RAINwurf aktuell – die monatliche Satire in der KaPost

Nach den Wahlen in Georgien und den USA herrscht in beiden Staaten dieselbe Sprachlosigkeit zwischen den Akteuren. Trump spricht nicht mit Biden, der georgische Traum nicht mit der Opposition. Trump will sein Amt nicht aufgeben, die georgische Opposition will ihr Ämter nicht antreten. Was immer die Wählerinnen und Wähler entschieden haben, wird unter dem Vorwand „Alles nur manipuliert“ erst einmal ad acta gelegt. War da was?

Nun hat aber Georgien gegenüber den USA einen gewaltigen Vorsprung in Sachen innen-demokratischer Konfliktlösung. Es hat etwas, was Trump, Biden und Kampfesgefährten nicht haben: den Rat der internationalen Gouvernanten. Wir haben an dieser Stelle bereits vor einiger Zeit darüber geschrieben. Die internationalen Gouvernanten treten in Tiflis immer öfter in Erscheinung, und zwar immer dann, wenn die die politische Elite des Landes nicht mehr in der Lage ist, Probleme im Diskurs zu behandeln und eventuell sogar im Kompromiss zu lösen. Wenn die Demokratie vom Saal auf die Straße verlegt wird. So war es bei der umstrittenen Wahlrechtsreform vor ein paar Monaten. So ist es jetzt wieder, wobei Regierung und Opposition sind sich sogar in einer Sache einig sind: Sie reden nur miteinander, wenn andere, die internationalen Gouvernanten nämlich, einladen, wenn diese Räume, Stühle und Tische auf neutralem Boden dafür bereitstellen, sicher auch die Tagungsgetränke. Dabei ist fraglich, in welcher Sprache man miteinander redet. Georgisch verstehen die wenigsten der Gouvernanten. Und ob es dem Stolz der Georgier entspricht, ihre Probleme etwa in englischer Sprache zu verhandeln, kann infrage gestellt werden. Also müssen die Gouvernanten wohl oder übel auch die Dolmetscher bezahlen. Das darf man zumindest so annehmen.
Wer sind diese Gouvernanten? Die Botschaften der Länder und Organisationen, die Georgien als seine Freunde bezeichnen kann. Man könnte es auch anders nennen: Die Diplomaten der Länder und Organisationen, die wegen der geostrategischen Lage des Landes ein besonderes Interesse an diesem haben und sich seit Jahren und Jahrzehnten auch finanziell immer wieder erkenntlich gezeigt haben. Kurz: Die USA und Europa. Sie treten daher als innenpolitische Vermittler im Kaukasus auf, das heißt nur in einem Kaukasus-Staat. Denn in anderen Ländern der Region ist ihre Vermittlungskunst kaum noch gefragt, da haben sie anscheinend ausgedient.

Kann man dieses Modell jetzt auf Amerika übertragen? Wenn ja, wer könnten die internationale Gouvernanten sein, die die innenpolitischen Streithähne an den Tisch und dann auch noch zum Reden bringen? Darf man da spekulieren? Die Möchtegern-Mächte oder die Realo-Mächtigen aus den Metropolen der Welt scheiden wohl aus: Moskau, Peking, Pjöngjang, Ankara, London, Brasilia oder wer auch immer sich dazu berufen fühlte. Die geistigen Führer der Welt anscheinend auch, wer will sich schon auf einen Disput mit den vertrumpten Evangelikalen in den USA einlassen? Gibt es aus Sport und Kunst eventuell irgendwelche Autoritäten, die in Washington Gehör finden würden? Eher nicht. Nach Lage der Dinge gibt es wohl nur eine Person, die Donald Trump zum Einlenken bewegen könnte, denn das ist wohl das Ziel einer jeden Vermittlung in den USA von heute, für Donald einen Weg zu finden, aufzugeben, ohne sein Gesicht und gar seine Haarpracht zu verlieren. Wer könnte diese Person sein? Wer hat genügend Expertise? Klar doch, nur einer: Unser Mischa. Mit seiner Erfahrung in Sachen Amtsübergabe aus der Ferne könnte er seinem früheren Batumi-Förderer den Weg weisen. Einfach am letzten Tag der Amtsperiode in ein Regierungsflugzeug steigen, irgendwo in der Welt einer Universität seine Dienste als Weltmeister demokratischer Reformpolitik anbieten, ohne später auch nur eine einzige Vorlesung zu halten. Das Flugzeug dann irgendwo in der Ferne abstellen, die Crew entlassen. Vorher noch die präsidialen Bankkonten leer räumen. Und sich später dann in irgendeinem anderen Land als Präsidialberater aufzudrängen mit dem eigentlichen Ziel, von da aus die nächste Wahlkampagne in der Heimat anzusteuern. Der unschätzbare Vorteil für Trump: Er muss keinen Staatsanwalt und kein Gericht seines eigenen Landes fürchten, er muss sich auch selbst nicht vorsorglich begnadigen. Er muss nur seine Melania vor Ort lassen, die hin und wieder einmal das eine oder andere politische Mandat anstrebt. So kann er über Twitter und social media jederzeit in die Innenpolitik seines Landes eingreifen. Vielleicht gelingt ihm dann etwas, was Mischa nicht gelang, das Erfolgserlebnis nämlich, dass ihn sein Land wirklich noch einmal sehen will. Zumindest die Mehrheit der Wähler. Aber ehrlich, das ist nur eine wage Hoffnung, denn eines wissen wir ja jetzt zu genau: Auch in den USA, dem Musterland der Demokratie, werden neuerdings Wahlen nur noch gefälscht. So wie in Georgien seit nahezu drei Jahrzehnten. So wird Donald nur übrig bleiben, in Adscharien um Asyl nachzufragen und dort in Batumi auf die noch zu erstellenden Trump-Towers zu warten, sofern es noch irgendjemanden gibt, der in ein Trump-Projekt investieren will. Er selbst kann es wohl nicht mehr…