Früherer Phantom-Pilot aus Memmingen: So schlimm war das Wetter nicht

Ein früherer Phantompilot der Bundeswehr, der einige Jahre lang in Memmingen stationiert war und daher auch die lokalen Wetterverhältnisse kennt, hat die DWD-Wetterdaten vom 19. August auf Bitten der KaPost analysiert. Hier sein Bericht:

„Also, ich muß sagen, so schlimm war das Wetter zwischen 20.50 Uhr und 21.50 Uhr am 19.08. nicht in Memmingen, als man dort nicht hätte landen können, zumindest nicht nach ein paar Warteschleifen.

Hier kurz mal die Wetterlage: METAR = Wetterbeobachtung eines Flugplatzes, kann sich ein Pilot vor der Landung einholen. Um 18.20 Zulu = 20.20 lokal war das Wetter zum Landen gut, es wurden nur Gewitter in der Umgebung gemeldet.

Um 18.50 Z (20.50 lokal): Wind variabel mit 2 Knoten (ca 3.5 km/h), zum Landen vernachlässigbar, Sichtweite am Boden über 10 km (toll), Wetterphänomen: Gewitter, Bewölkung: 1 bis 2 Achtel Bedeckung in 2400 Fuß (ca 800m), zum Landen kein Problem, 5/8 bis 7/8 in 4500 Fuß Kumulonimbuswolken (Gewitterwolken), wohlgemerkt über dem Platz. Ich kenne das heutige Anflugverfahren von Memmingen nicht, ich nehme an, dass nach Instrumentenflugregeln gelandet wird. Hier hätte man in das Holding (Warteschleife) gehen können und warten, bis sich das Gewitter über dem Platz verzogen hat, das dauert eigentlich nicht länger als 15 bis 20 Minuten. Weitere Daten waren die Temperatur (15°) und der Taupunkt (13° = sinkt die Temperatur auf diesen Wert, bildet sich Nebel) sowie der Luftdruck (1021 mb).

Um 19.20 „Z“ also um 21.20 wurde das METAR korrigiert auf das neueste Wetter: Wind variabel mit 4 Knoten (ca 7 km/h) = für ein „Gewitter“ ist das nichts, Sicht am Boden über 10 km, Wetterphänomen: Gewitter mit Regen, Bedeckung 3-4 Achtel in 2300 Fuß (ca. 700m), ganz bedeckt in 3700 Fuß (1200 m) mit Kumulonimbuswolken (Gewitterwolken), Temperatur 15°, Taupunkt 12°, Luftdruck 1022 mb, vorheriges Wetter Gewitter mit Regen.

Wetter um 19.50 Z (21.50 lokal): Wind variabel mit 3 Knoten, Sicht am Boden über 10 km, in der Nähe Gewitter (das Gewitter über dem Platz war also schon abgezogen), Bedeckung 1-2 Achtel in 1000 Fuß (300 m), 5 bis 7 Achtel in 3700 Fuß (ca. 1200 m), Temperatur 13°, Taupunkt 10°, Luftdruck 1022 mb, also zu diesem Zeitpunkt hätte man, nach einer Wartezeit von max 30 Minuten, durchaus landen können. Was die Besatzung bewegte, dies nicht zu tun (Sprit?), entzieht sich meiner Kenntnis.“

Anmerkung der Redaktion: Nach allen Auskünften des Deutschen Wetterdienstes und dieser Analyse eines früheren Piloten aus Memmingen steigen die Zweifel an der Berechtigung von Witterungsgründen für die die Umleitung der Maschine nach München und die Absage des Fluges nach Kutaissi. WIZZ Air, wie auch der Flughafen Memmingen, scheinen mit der Unwissenheit ihrer Passagiere zu spekulieren. Man könnte es auch bewusstes Lügen nennen, was da seit Samstag Abend alles an Erklärungen verbreitet wurde. Es wäre jetzt an der Zeit, dies einzugestehen und allen, die diesen Flug gebucht hatten, eine großzügige Entschädigung anzubieten. Nur so kann der Imageschaden für WIZZ Air und für den Flughafen Memmingen verringert werden.