Franziskus und der Pomp des Vatikan

Kommentar zum Papstbesuch in Georgien von Rainer Kaufmann

Keine Frage, das Verhalten des georgischen Patriarchats, keine Delegation zur großen Messe ins Stadion zu schicken, war alles andere als ein gutes Beispiel georgischer Gastfreundschaft, wenngleich man gerne wissen wollte, ob diese Entscheidung vom Patriarchen selbst oder seinem Umfeld getroffen wurde. Es war aber nach den ersten Protesten ultrakonservativer Orthodoxen, unter ihnen wohl auch Priester, vorhersehbar, dass es im Patriarchat nicht nur Leute gibt, die dem Kirchenfürsten aus Rom wohl gesonnen sind. Sie haben sich anscheinend durchgesetzt.

Im im Vatikan hätte man eigentlich wissen können, in welch peinliche Situation man in Georgien geraten kann. Warum der vatikanische Pomp unbedingt eine große Messe im Fußballstadion gebraucht hat, wäre durchaus zu hinterfragen. Bei 20.000 registrierten Katholiken im Land eigentlich ein Unterfangen, das von vorneherein zum Scheitern verurteilt war. Wer dieses Großevent veranstaltet, sollte sich vorher sicher sein, dass er mit eigenen Leuten das Stadion einigermaßen füllen kann. Denn dass orthodoxe Gläubige in Massen zur Messe kommen würden, war von vorneherein auszuschließen. Warum also der große Auftritt, der so gar nicht zum üblichen bescheidenen Auftreten des Papstes passt? Wäre es nicht eine Nummer bescheidener gegangen? Und warum Franziskus die Himmelspforte aus Rustawi durchschreiten und sich vom Stuhle Petris in eine georgische Prvinzposse einmischen musste, kann niemand schlüssig erklären. Die Verantwortung für die Demütigung des Papstes in Tiflis ist also nicht nur im Patriarchat zu suchen. Auch im Vatikan sollte es jetzt heißen: Mea culpa.