Jahrtausende alte Rituale an swanetischen Kirchen

KaPost-Reise nach Mestia, Adishi und Lagurka

Ende Juli ist Oberswanetien Schauplatz mehrerer religiöser Feste, die ihresgleichen suchen. Sie finden statt an und in orthodoxen Kirchen, ihr Ablauf hat aber mehr mit vorchristlichen Sonnenanbetungen oder Fruchtbarkeitsriten zu tun. Am 28. Juli pilgern Hunderte von Swanen zu ihrer heiligsten Kirche Lagurka, hoch oberhalb des Inguritals im Dorf Kala, der letzten Siedlung vor Uschguli. Dort findet das jährliche Wallfahrtfest Kwirikoba statt, gewidmet dem Kirchenheiligen Kwirike. Die Menschen drängen sich in dem engen Kirchhof, der nur über ein ziemlich schmales Torgebäude erreicht werden kann.Sie bringen Lemsiri mit, ein sonnenförmiges Brot, das von den Dorfältesten mit lautstarken Gebeten geweiht wird. Im Kirchhof wird ein Ochse geweiht, dann geschlachtet und verzehrt. Die Pilger betreten die kleine Kirche, die während des ganzen Jahres meist verschlossen ist und verehren die dort aufbewahrte Schaliani-Ikone, die heiligste Ikone der Swanen. Vor ihr wurden in früheren Jahrhunderten alle Familienstreitigkeiten geschlichtet.

Zwei Tage später findet im Dörfchen Adischi ein weiteres Wallfahrtsfest statt, das eher an vorchristliches Brauchtum erinnert. Es wird Litschenische genannt. Adischi ist mit dem Auto nur sehr schwer zu erreichen. Die kleine Marien-Kirche, an der das Fest stattfindet, erfordert einen knapp einstündigen Fußmarsch ins Hochtal in Richtung Schkhara. Dort treffen am frühen Morgen bei Sonnenaufgang die Männer von Adische mit mindestens einem Dutzend Schafen ein. Die Schafe werden einzeln ins Innere der winzig kleinen Kirche geführt und mit lautstarken Gebeten geweiht. Mit einer Kerze wird das Fell angesengt, bevor sie dann vor der Kirche geopfert, sprich geschlachtet werden. Diese Zeremonie endet, wenn das Morgenlicht nicht mehr durch das schmale Kirchenfenster ins Innere der Kirche bricht. Ein klares Zeichen, dass es sich auch hier um einen Sonnenkult handelt, angereichert mit einem Fruchtbarkeitskult. Am Nachmittag versammelt sich dann die ganze Dorfbevölkerung mit angereisten Gästen, um die Schafe gemeinsam zu verzehren. Und die starken Männer des Dorfes messen sich nebenbei im Steineheben.

Ganz in der Nähe der kleinen Kirche sind eindeutig Reste von Karganen zu finden. Außerdem dolmenartige Wegbegrenzungen an einem Platz, an dem man gleichzeitig die drei heiligen Berge Swanetiens, den Uschba, den Tetnuldi und den Schkhara erblicken kann. Für eine Tallage eine Seltenheit, vermutlich der einzige Platz in Swanetien, der diesen Blick auf alle drei Berge ermöglicht. Vielleicht schon eine Antwort auf die Frage, warum in diesem wirklich menschenfernen Tal eine Kirche steht, die ganz sicher auf einem vorchristlichen Heiligtum errichtet wurde. In Adischi steht auf dem Friedhofshügel ganz oben im Dorf es noch die kleine Erlöser-Kirche mit einer Sammlung wunderschöner Ikonen und Prozessionskreuzen. Allen Versuchen der staatlichen Museumsverwaltungen, diese einzigartigen Exemplare der swanischen Kunst, ins Museum zu überführen, haben die Menschen von Adischi bis heute widerstanden. Es sind die heiligen Ikonen des Dorfes und die haben in einem Museum nichts zu suchen. Sie gehören zu Dorf und seinen Menschen.

Die KaPost bietet eine Kurzreise zu diesen beiden Festen an.

 

 

Das Programm:
27. Juli:
14.00 Treffen in Mestia (Anreise individuell)
14.30 Uhr Fahrt in Delica-Allradbussen (jeweils 6 Personen) zum Gästehaus Ucha in Iprali, hoch über der Lagurka-Wallfahrtskirche. Das Gästehaus Ucha ist das beste Gästehaus in Oberswanetien mit einem tollen Service und guter Küche. Ein sehr gutes Beispiel für Familien-Gästehäuser. Unterwegs Besichtigung des im Bau befindlichen Tetnuldi-Skigebietes und der Kirchen in Ipari und Kala.

28. Juli:
Fahrt oder Wanderung zur Lagurka-Kirche, Wallfahrtsfest Kwirikoba. Fahrt oder Wanderung zurück zum Gästehaus Ucha. Besichtigung der kleinen Friedhofskirche von Iprali mit herrlichen Fresken. Eventuell Abendspaziergang zum Dörfchen Chalde, das jahrelang verlassen war, jetzt aber auch ein erstes Tourismusangebot hat (Restaurant und Gästehaus). Lunchpaket zum Mittag. Abendessen in Iprali.

29. Juli:
Fahrt nach Uschguli, ausführliche Besichtigung mehrerer privater Gästehäuser und zwei Museen. Möglichkeit zum Mittagessen in einem guten Restaurant. Diskussion über Tourismusentwicklung (Chancen und Risiken) von Uschguli. Fahrt nach Adischi. Abendessen und Übernachtung im einfachen Gästehaus Kaldani (gute Toilette und Dusche).

30. Juli:
Besichtigung der kleinen Erlöserkirche von Adischi mit herrlichen Ikonen. Wanderung zur Muttergotteskirche (etwa 1,5 Stunden). Wallfahrtsfest Litschenischi. Lunchpaket zum Mittag. Wanderung zurück nach Adischi. Transfer nach Mestia. Abendessen und Übernachtung im Hotel Old Seti.

31. Juli:
10.00 Uhr: Besichtigung des sehenswerten Ikonenmuseums in Mestia.
11.30 Uhr: Rückfahrt nach Tbilissi (individuell).

Die Preise:
Selbstfahrer (ganze Strecke, nur mit Allradfahrzeug und Erfahrung im Gelände möglich)
Pro Person: GEL 390,–

Transfer ab/an Mestia in Delica-Allradfahrzeugen (jeweils 6 Personen
Pro Person: GEL 620,–
Bei kleineren Gruppen im Fahrzeug erhöht sich der Preis:
5 Personen pro Person: GEL 660,–
4 Personen pro Person: GEL 700,–

Interessenten melden sich bitte per email: rainer.kaufmann@karo-media.net

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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