Verbot für hausgemachte Weine geplant

EU-Assoziierungsabkommen mit weitreichenden Auswirkungen

Der KaPost wurde aus gut informierten Kreisen brisante Details des EU-Assoziierungsabkommens mit Georgien zugespielt, die für Georgier weitreichende Konsequenzen haben werden. Speziell die kleinen Landwirte und Marktfahrer werden unter den neuen Richtlinien zu leiden haben, die laut diesen Informationen bereits vor dem Sommer in Kraft treten sollen.

So ist vorgesehen, dass ab 1. Juni der Verkauf flüssiger Lebensmittel im Einzelhandel und auf Märkten nicht mehr erlaubt sein wird. Diese Regel soll die hygienischen und lebensmitteltechnischen Zustände in Georgien verbessern. Unter Anderem dürfen Tkemali, Satzebeli, Tschatscha und Wein dann nur mehr in Verkehr gebracht werden, wenn die Herstellerfirma ein Hygienezertifikat der Georgischen Lebensmittelbehörden vorweisen kann. Der Verkauf solcher Waren an Endkunden und auch Großabnehmer wie die Gastronomie darf dann nur mehr in industriell gefertigten und korrekt etikettierten und mit Ablaufdatum versehenen Gebinden erfolgen, die den Hersteller mit Firmenname, Firmensitz und Zertifizierungsnummer klar erkennen lassen.

Auch das Supra wird grundlegende Änderungen erfahren. Ab 1. Juni soll es, wenn es nach den EU-Richtlinien geht, die Georgien implementieren muss, in Gaststätten nicht mehr erlaubt sein, eigenen Wein mitzubringen, der nicht in solchen Gebinden herangeschafft wird. Hier drohen bei Zuwiderhandeln drakonische Strafen für Kunden wie Gastwirte. Doch diesen Punkt möchte Georgien mit der EU noch nachverhandeln.

Zwar können auch Privathersteller ein Hygienezertifikat erwerben, es setzt jedoch eine Eintragung eines Landwirtschaftlichen Unternehmens im Firmenregister voraus. Ein harter Schlag für die kleinen Landwirte, die ihre Produkte vorwiegend neben der Straße oder auf den örtlichen Märkten verkaufen. Auch der Endkunde wird wohl für solche beliebten Produkte zukünftig tiefer in die Tasche greifen müssen.

Erste Reaktionen kamen bereits von aufgebrachten Bürgern des Landes. Nodar D., Taxifahrer aus Tiflis, meint, dass er sich dann keinen Restaurantbesuch mehr leisten könne. „Wie soll ich denn meine 20 Freunde einladen, wenn im Sommer mein Kind getauft wird? Dann muss ich für 40 Liter Wein im Lokal mindestens 300 Lari ausgeben, anstatt meinen eigenen zu verwenden! Dann werden wir wohl besser gar nicht feiern“, meint er verärgert.

Elene A., Hausfrau aus Chaschuri, meint: „Das Tkemali aus dem Supermarkt ist teurer und schlechter als alles, was es auf dem Markt gibt!“ Argumente, dass man ja nicht wissen könne, ob und wie die alten Mineralwasserflaschen, in denen die beliebte Sauce angeboten wird, gereinigt würden, lässt sie nicht gelten: „Ich bin jedenfalls bisher nicht daran gestorben und werde das auch weiterhin nicht tun!“

Positive Reaktionen hingegen kamen von Vertretern der Lebensmittelindustrie. Ein ungenannt bleiben wollender Vertreter einer großen kachetischen Weinkellerei geht davon aus, dass der Umsatz deutlich steigen wird: „Es ist gut, dass die Regierung dem selbstgemachten Hauswein ist in Georgien endlich den Garaus macht. Diese Tradition schädigt die Weinwirtschaft. Unser Haus hat ohnehin große Probleme am Inlandsmarkt, denn wir können preislich und qualitativ mit dem Hauswein keinesfalls mithalten.“ Eine Schätzung des Institutes für Önoökonomie der Universität Telawi geht davon aus, dass den großen Winzereien in Georgien durch die selbstgemachten Weine und Tresterbrände Umsätze von mindestens zwei Milliarden Euro im Jahr entgehen.

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