Delikatessen-Boutique im Nonnenkloster

Besuch bei den Nonnen von Poka    

Der Eingang ist nicht leicht zu finden, obwohl im Dorf Poka, an der neuen Schnellstraße Ninozminda-Tiflis beim Paravani-See gelegen, ein deutlicher Hinweis auf das Nonnenkloster den Abzweig zeigt. Ein paar Hundert Meter steht auf der rechten Seite leicht erhöht eine einfache Basilika aus dem 11. Jahrhundert, an deren Hinterseite ein kleines, unscheinbares Gartentor dem Besucher den Weg in den Nonnenkonvent öffnet. Überraschend moderne Steinhäuser, die einen besonderen Geschmack verraten, verbinden traditionelle Bausweise mit zeitloser Architektur. Durch einen schmalen Gang gelangt man dann in einem der Flachdachhäuser in einen ebenso schmalen Verkaufsraum, der vom Design, der Ausstattung und dem angebotenen Sortiment in jeder Edel-Einkaufsstraße einer europäischen Hauptstadt stehen könnte. Die Delikatessen-Boutique liegt aber mitten in der georgischen Provinz Samtche-Dchawacheti, 135 km von Tiflis entfernt auf mehr als 2.100 m Höhe, wegen der schweren Schneefälle im Winter nur von Mai bis Oktober erreichbar.

Versteckter Eingang zum Nonnenkonvent

Das erlesene Sortiment der Nonnen von Poka umfasst 16 verschiedene Käsesorten, wie man sie in Georgien nirgendwo finden kann. Dazu Marmeladen, Honig, Gewürzmischungen, Kräuteröle, Schokolade-Plätzchen und vieles mehr. Alle Produkte verraten europäische Handwerkskunst, wenig georgische oder kaukasische Tradition. Und trotzdem berufen sich die Nonnen auf lokale Traditionen. Es waren katholische Missionare im 17. Jahrhundert, die in der Region die Produktion europäischer Käsesorten eingeführt hatten. Die orthodoxen Nonnen setzen diese Tradition jetzt erfolgreich fort.

Sieben Nonnen leben derzeit im Kloster, das 1992 erst gegründet wurde. Zur Sowjetzeit war der Ort, an dem nach der Überlieferung die hl. Nino bei Ihrer Flucht aus Kappadokien bei Schäfern untergekommen war, Sperrgebiet für die Orthodoxie. Als Patriarch Ilia II. im Jahr 1987 die Kirche besuchen wollte, wurde er noch von Soldaten der Roten Armee zurückgewiesen. Seit 1988 hat das Patriarchat dann einige Grundstücke neben der Basilika aufgekauft und darauf 1992 das Nonnenkloster gegründet.

Die Äbtin, Mutter Elisabeth, war es, die das Kloster dann mit ihren Ideen aus der Armut der Anfangsjahre führte. Jahrelang studierte sie vor allem französische Käseproduktion, war mehrfach in Frankreich, probierte in Poka dann neben Sulguni und Imeretinischem Käse mehrere alte Käsespezialitäten aus, bis sie die richtigen Rezepte und Reifungsmethoden für die vorhandene Milchqualität und die klimatischen Bedingungen herausgefunden hatte. Vor zwei Jahren erst begann man mit der regulären Produktion, eine moderne Edelstahl-Käserei, importiert aus der Ukraine im Erdgeschoss der Delikatessen-Boutique garantiert eine hygienisch einwandfreie Produktion.

Moderne Käserei

Blauschimmelkäse, Käsebirnen mit Kräuterzusätzen oder in Kastanien- oder Walnussblättern eingewickelter Käse, um nur einige Beispiele zu nennen. Der Verkauf erfolgt nur im Delikatessen-Shop in Poka oder über eine Vertretung in Tiflis. In manch einem Edelrestaurant oder bei manch einem Empfang haben die Nonnen von Poka mittlerweile auch in der georgischen Hauptstadt auf sich und ihre Produkte aufmerksam gemacht.

Wegen der schwierigen Wetterlage in den Wintermonaten sind ihre Produkte allerdings nicht ganzjährig zu erhalten. Von Mai bis Oktober jedoch ist das Nonnenkloster von Poka allemal einen Ausflug wert, auch wegen der einmalig schönen Landschaft zwischen Tiflis und dem Paravani-See. Als Wochenendausflug empfiehlt sich eine Kombination mit Wardsia.