KaPost – einer der ältesten Zeitungstitel Georgiens

Vor 110 Jahren erschien die erste Ausgabe der Kaukasischen Post

Recherchen in der Nationalbibliothek Tiflis haben ergeben: Die Kaukasische Post ist, wenn nicht sogar der älteste, dann zumindest einer der ältesten noch oder wieder existierenden Zeitungstitel Georgiens, auf alle Fälle die älteste Zeitung, die in einer Fremdsprache erscheint, also nicht Georgisch oder – etwa aus der Zarenzeit – Russisch. Damit ist die KaPost eines der wenigen deutschen Kulturgüter im Kaukasus, das wieder belebt wurde und auch auf dem heutigen Zeitungsmarkt eine Existenzberechtigung hat. Freilich nicht mehr als das Informations und Insertionsorgan für die deutsche Kolonie im Südkaukasus. Denn die gibt es so gut wie nicht mehr, sie wurde von Stalin vertrieben. Die heutige KaPost versteht sich als Chronist der vielfältigen Beziehungen der deutschsprachigen Länder Deutschland, Schweiz und Österreich mit dem Süd-Kaukasus und da überweigend Georgien. Sie richtet sich an die vielfältig ausgeprägte deutsch-sprachige Leserschaft in diesen Ländern.

Die erste Ausgabe der „Kaukasischen Post“ erschien am 18. Juni 1906. Herausgeber war Baron Kurt von Kutschenbach, als verantwortlicher Redakteur zeichnete Arthur Leist. Die Zeitung erschien damals wöchentlich, jeweils am Sonntag und beinhaltete politische Leitartikel, Nachrichten, Annoncen, Leserbriefe, eine Rundschau aus dem In- und Ausland sowie Nachrichten aus den deutschen Kolonien im Kaukasus. Die Zeitung informierte auch über Landwirtschaft, Gartenbau, Küche, Haus, Gesundheit und Erziehung sowie Kultur. Etwas später wurde der Umfang der Zeitung erweitert und sie hieß „Kaukasische Post“ – Einzige Deutsche Zeitung des Kaukasus – Insertionsorgan für Cis- und Transkaukasien„. Exemplare aus dieser Zeit befinden sich für jedermann zugänglich in der Georgischen Nationalbibliothek in Tiflis. 1914 unterbrach der erste Weltkrieg die Herausgabe der „Kaukasischen Post“. Die Zeitung erschien erst wieder 1918 als Wochenschrift. Schließlich musste die Zeitung 1922 – kurz nach dem Einmarsch der Roten Armee in Georgien – ihr Erscheinen endgültig einstellen.

1994 erschien die erste Nummer der neuen „Kaukasischen Post“. Die Idee dazu hatte Udo Hirsch. Mit privaten Spenden konnte im Oktober unter der Trägerschaft von CUNA Georgica – Gesellschaft zur Förderung der Kultur und der Natur in Georgien“ die Zeitung wieder zweimonatlich in Tiflis erscheinen. Als einzige deutschsprachige Publikation im Kaukasus erreichte sie mit einer Berichterstattung über das Geschehen in Georgien sowie über Georgien-spezifische Themen in und aus Deutschland die deutsche Minderheit in Georgien, die deutsch-sprachige Gemeinschaft in Georgien, Georgien-interessierte Leser in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sowie Deutschsprechende und –lernende. Mit einer Redaktion aus georgischen Mitarbeiterinnen hat der deutsche Journalist Götz-Martin Rosin die Kaukasische Post über zehn Jahre geleitet.

Im Sommer 2011 erklärte die Trägerstiftung, dass sie die Kaukasische Post mangels hinreichender Finanzen einstellen wird. Damit stand ein wichtiges Stück deutschen Kulturguts und eine mehr als 100 Jahre alte Tradition deutscher Presse im südlichen Kaukasus vor dem Aus.

Der im Januar 2012 in Tiflis von dem deutschen Journalisten, Buchautor und Unternehmer Rainer Kaufmann gegründete Verlag KAROmedia hat von der bisherigen Trägerstiftung die Titelrechte „Kaukasische Post“ übernommen und bringt das seitherige Zweimonatsblatt in neuer Aufmachung ab Februar 2012 als „Kaukasische Post – Die deutsche-sprachige Monatszeitung aus dem Südkaukasus“ heraus. Redakteure sind Götz-Martin Rosin und Rainer Kaufmann.

Im Nachklang zur Woche der Deutschen Sprache in Georgien begingen Redaktion und Freunde der KaPost dieses Ereignis kürzlich mit einem unoffiziellen Treffen. Dabei bedankte sich der Herausgeber der KaPost bei allen, die zum weiteren Bestehen der einzigen deutsch-sprachigen Zeitung im Südkaukasus beitragen: die Abonnenten, die Inserenten und Sponsoren, die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und die vielen Institutionen und Personen, die die Redaktion regelmäßig mit Informationen oder Beiträgen versorgen. Rainer Kaufmann vergaß aber nicht, auch einen Blick in die Zukunft zu richten. Wenngleich die derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Zeitung sich nicht wesentlich von denen der Gründerzeit unterschieden, gelte es dennoch, die Zeitung irgendwann einmal auf ein solides wirtschaftliches Fundament zu stellen. Dazu gehöre auch, dass die KaPost wieder an alle deutsch-sprechenden Multiplikatoren in Politik, Verwaltung und Wirtschaft Georgiens verteilt werde. Ein Unterfangen, das der Verlag aus eigener Kraft nicht finanzieren könne und das einige Zeit gut funktionierte, dann aber aus Haushalts-prozeduralen Gründen plötzlich eingestellt werden musste. Kaufmann wünschte sich von deutschen Institutionen, diese zusätzliche Verbreitung der KaPost wieder zu ermöglichen. Der zweite Zukunftswunsch des Verlages: Ein Engagement vieler deutsch-sprachiger Institutionen in Georgien bei dem Vorhaben des Verlages, junge Germanisten im Kaukasus in Verlag und Redaktion im praktischen Alltag zu Journalisten auszubilden. Fachlich seien Redaktion und Verlag imstande, diese Ausbildung zu leisten, die entsprechenden finanziellen und organisatorischen Strukturen könnten aber nicht ohne Hilfe von außen aufgebaut werden. Auch auf diesem Gebiet gab es vor zwei Jahren erste Ansätze mit externen Partnern, die dann aber nicht realisiert werden konnten. Kaufman richtete an alle deutsch-sprachigen Institutionen den dringenden Appell, sich zusammen mit dem Verlag dieses Themas anzunehmen. Denn ohne vernünftig ausgebildeten journalistischen Nachwuchs wird die KaPost kaum weitere 110 Jahre überleben können.