Von Unterboihingen in die Mongolei und zurück

Schwabenteuer – ein Ehepaar auf Weltreisen zu Besuch bei der KaPost

Wer weiß schon, wo Unterboihingen liegt. Unterboihingen ist mit rund 15.000 Einwohnern ein Stadtteil von Wendlingen und liegt 25 Kilometer südöstlich von Stuttgart am Neckar. Von hier aus brachen am 30. März Dagmar und Klaus-Peter Scheuer auf, um mit ihrem geländegängigen „Ländy“ in geplanten 177 Tagen in die Mongolei und zurück ins Schwabenland zu fahren. In Tiflis machten sie ein paar Tage Station und besuchten auch die Redaktion der Kaukasischen Post. Sie waren über Österreich, Slowenien, Kroatien, Serbien, Bulgarien und der Türkei nach Georgien gekommen. Die bis ins letzte Detail geplante Reiseroute führt dann über Russland, Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan, Kasachstan, dann wieder Russland in die Mongolei. Über Russland, die Ukraine, Slowakei und Österreich geht es dann zurück nach Deutschland. Mitte September wollen die zwei dann wieder zu Hause sein.

Beide 53 Jahre alt, er Maurermeister und Ausbilder in einem Ausbildungszentrum, sie Diplomgeographin. An der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen macht sie die Vorlesungsplanung und wirtschaft betreut die Webseite der Fakulität Agrarwirtschaft, Volkswirtschaft und Management. Alles präzise nachzulesen auf ihrer eigenen Webseite www.schwabenteuer.de. Eine Webseite, die durch Qualität der Informationen nahezu alle Reise-Bloggs im Internet aussticht. Über diese Reise findet der Surfer eine mehr als nur informative Tabelle über alle Länder dieser Reise, in der Wetterdaten ebenso wenig fehlen wie Informationen über Telekommunikation, Internet, Währung, Amtssprache und natürlich auch alle geografischen Angaben. „Ich weiß als Web-Managerin, was wir alle vom Netz bekommen. Da muss man einfach auch dem Netz eigene Informationen geben und der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. So funktioniert Internet“, erklärt Dagmar ihre Mitteilungsdrang.

Seit 1997 sind die beiden immer wieder auf Weltreisen gewesen, unzählige kürzere, aber hin und wieder auch mehrere Monate, die sie ihren Arbeitgebern abringen konnten, das Haus in Unterboihingen vermieten sie einfach. Wir brauchen das, wir müssen immer wieder raus. Wandern, Motorradfahrten, Kajaktouren, Allrad-Abenteuer. Auf der Webseite sind alle Reisen detailverliebt dokumentiert. Sie waren in Costa Rica, Peru, en Malediven, sind mit dem Motorrad vom Neckar bis zum Nil gefahren. Sie haben Tansania besucht, Namibia und Nepal, Grönland, Tunesien, Algerien und Island. Aber auch Spreewald, Vogesen, Altmühltal und Vulkaneifel. Es muss nicht immer die ganz weite Ferne sein. Jetzt geht es zum ersten Mal durch Osten Europas nach Zentralasien.

Weitere Ziele? Und ob: Kajakfahren in den Masuren, Alaska, Australien, Sri Lanka, Beringstraße, Chile, Hawaii, Karpaten, Patagonien und Tibet zum Beispiel. Alles schon in Planung. Und zu jeder Reise nehmen einen dicken Koffer an Büchern mit. Wir hechten nicht durch die Länder, wir nehmen uns viel Zeit zum Schauen, auch zum Lesen. Ihrem Ländy geben sie hin und wieder einen Tag Ruhepause und wandern. Apropos Ländy: Nach einem alten VW-Bus und mehreren kleineren Allradern haben die zwei im November 2012 einen richtigen Fang gemacht, einen Land Rover Defender mit Wohnkabine. Wendekreis unmöglich, aber „das haben wir mittlerweile drauf.

Alle paar Tage informieren die beiden Freunde und Verwandte zu Hause mit einem update der Webseite. Ein paar Geschichten, ein paar Fotos. Nachdem der Zakaris-Frühlingswetter geschuldet noch nicht passierbar war, „blieb uns nichts anderes übrig, als wieder Kurs Nord aufzunehmen. Vor Erreichen der M 27 sahen wir ein Hinweisschild „Weinroute“, dem wir natürlich folgten, weil die Straßenkarte auch eine Abkürzung versprach. Diese Weinroute war ein oft einspuriger Fahrweg mit eher seltenem Teerbelag, mannsgroßen Schlaglöchern und viel Verkehr, der immer an den Friedhöfen völlig zum Erliegen kam wegen parkender Fahrzeuge und weil die Georgier prinzipiell jede Lücke, die sich auftut, sofort wieder von beiden Seiten schließen. Offensichtlich ist es an Ostersonntag Brauch, bei den Toten ein Festmahl mit der gesamten Familie abzuhalten. Irgendwann haben wir dann aber die M 27 erreicht. Sie ist die Hauptverbindung zwischen dem Schwarzen Meer und der georgischen Hauptstadt Tbilisi. Auf dieser Route quetscht sich das Blech in beide Richtungen. Lkw geben den Takt vor und das, wenn es nicht gerade bergauf geht, in hohem Tempo. Es wird hemmungslos drauflos gedroschen, was die Fahrzeuge hergeben und sehr oft wird bei den riskanten Überholmanövern aus der zweispurigen eine dreispurige Straße. Überhaupt scheint der Straßenverkehr ein rechtsfreier Raum zu sein. Die zahlreichen Polizisten sehen sich nur in der Beobachterrolle. Und ab und zu fehlt auch mal ein Gullideckel.“

Aus Wardsia, wo sie mit ihrem Ländy eine kleine Ruhepause machten, melden sie, dass sich gleich mehrere Hunde am und unter ihrem Allrader versammelte. Immer wieder sei das geschehen auf der Tour. Die einfache Erklärung: Als überzeugte Umweltschützer haben sie Schafwollfett für den Unterbodenschutz verwendet. Die Hundenasen hatte wohl Gefallen daran gefunden. Aber: „Sie kamen nicht zum Betteln, sie waren freundlich, unaufdringlich und sie wollten wohl unseren Ländy hüten“.

Große Frage vor der Abreise aus Tiflis: Wie wird der Grenzübergang nach Russland? Eigentlich kein Problem, hatten wir ihnen von der Redaktion der KaPost Mut gemacht. Die Bericht auf der Schwabenteuer-Webseite gab uns recht:

„Im Vorfeld schüttelte so ziemlich jeder den Kopf, wie wir denn auf diese abstruse Idee kommen können, mit dem eigenen Auto nach Russland zu fahren. Zunächst ist Russland für uns Transit, ebenso wie die 1. Einreise nach Kasachstan. Wir können beruhigen: Alles ist bisher ganz anders, wie irgendwo geschrieben oder gehört. In Georgien sind wir noch einmal in den Hohen Kaukasus gefahren über die spektakuläre georgische Heerstraße, die eine Passhöhe von fast 2.400 m hat. Leider hatten wir tief hängende Wolken und es regnete bzw. schneite später etwas. Vor Kasbegi sind wir zwecks Übernachtungsplatz in ein Seitental gefahren und hatten am anderen Morgen einen traumhaften Blick auf den 5.047 m hohen Kasbek. Die Einreise nach Russland (= unser persönliches Schlüsselloch für die Tour) wollten wir schnell hinter uns bringen. Die Ausreise aus Georgien dauerte 15 Minuten, der Geldwechsel von Lari/Euro in Rubel weitere 15 Minuten und die Einreise nach Russland 3 Stunden. Es dauerte aber nur deshalb so lange, weil die Armenier vor uns in der Warteschlange Schwierigkeiten beim Ausfüllen der Zollformulare hatten. Wir mussten nur kurz das Auto öffnen, erklären, dass wir in die Mongolei fahren (großes Kopfschütteln um uns herum), das Zollformular für den Land Rover ausfüllen (englische Vordrucke hängen aus und eine englisch sprechende Zollbeamtin half uns auch) und dann waren wir drin! Eigentlich völlig problemlos!“ Dann warten wir einmal in aller Ruhe darauf, was sie berichten, wenn sie auf dem Rückweg durch die Ukraine fahren. Aber vielleicht ist zum Herbst dort ja auch wieder Normalität eingekehrt.