Richtigstellung: „Bergedichtung, seelische Stimmung und Sparschweine“

In der Ausgabe vom Dezember 2013 haben sich leider im Artikel „Bergedichtung, seelische Stimmung und Sparschweine“ zwei Fehler eingeschlichen, die wir hiermit korrigieren möchten:

·         Nino Lekischwili schreibt derzeit ihre Doktorarbeit über Kulturelle Codes in der Bankenwerbung an der Ilia-Tschawtschawadse-Universität in Tiflis und nicht, wie geschrieben, an der Iwane-Dschawachischwili-Universität

·         Nicht Autos werden in der Bankproduktewerbung in Georgien als Symbol für Sparen und Wohlstand verstanden, sondern Autokennzeichen.

In Folge finden Sie den nun korrigierten Artikel:

Bergedichtung, seelische Stimmung und Sparschweine

Nino Lekischwili, Germanistin, Dichterin und Übersetzerin, im KaPost-Gespräch

Nino Lekischwili, 29 Jahre alt, hat schon als Kind deutsch gelernt, sie besuchte in Telawi die Deutsche Schule und war auch mehrmals als Austauschschülerin in Deutschland. Später studierte sie Germanistik an der Iwane-Dschawachischwili-Universität in Tiflis und war drei Mal über ein DAAD-Stipendium in Deutschland. Zusätzlich zum Studium absolvierte sie auch eine Ausbildung zur Dolmetscherin, mit der Übersetzung von Zeitungsartikeln hat sie ihre ersten beruflichen Erfahrungen gesammelt.

Seit 2004 schreibt sie Erzählungen und seit 2008 auch eigene Gedichte – auf georgisch und deutsch. Darin beschreibt sie ihren seelischen Zustand zum Zeitpunkt des Verfassens, ihre persönliche Stimmung aber auch politische Themen spricht sie an.

Vor einem Jahr schließlich begann Nino Lekischwili auch Gedichte des modernen georgischen Poeten Tariel Charchalauri ins deutsche zu übersetzen. Die Werke des hierzulande sehr geschätzten Autors gehören zur Stilart der „Bergedichtung“, sind durch eine dialektische Färbung und durch kulturelle Codes der Bergregion gekennzeichnet. Häufig vorkommende Themen sind Patriotismus und Liebe. Speziell das Thema Liebe zieht sich wie ein roter Faden durch die Gedichte, denn Tariel Charchalauri lebt in Tianeti, seine Frau, der er alle Gedichte widmet, aber in Tiflis. Die beiden sehen sich nur selten und so schreibt er von seiner Sehnsucht; die Gedichte sind von Leidenschaft durchdrungen.

Nino hat einige übersetzbare Gedichte ausgesucht und begonnen, sie auf Deutsch zu übersetzen. „Sie dürfen nicht kulturell belastet sein und müssen ohne Erklärung spezieller Ausdrücke verständlich sein, denn sonst wären sie für den Leser nicht mehr interessant“, erklärt sie. Auf Fußnoten, die regionale Bezeichnungen erklären, wollte sie verzichten, denn diese würden den Lesefluss stören. Die größte Schwierigkeit beim Übersetzen, erzählt Nino Lekischwili ist es, „ die geeignete Lexik zu finden; Stimmung und Melodie der Originalwerke dürfen nicht verloren gehen.“

Sie bezeichnet es selbst als „frech, diese Gedichte einfach zu übersetzen“, denn schließlich ist Tariel Charchalauri einer der prominentesten zeitgenössischen Dichter Georgiens. Doch nach den Erstversuchen legte sie das Resultat anderen renommierten Übersetzern vor, darunter auch Dali Pandschikidse, die Übersetzerin von Thomas Mann ins Georgische und Mutter der heutigen Außenministerin. Sie alle waren von den Übersetzungen begeistert und rieten Nino, unbedingt weiterzumachen. Auch der Künstler selbst war erfreut und gab auch die Erlaubnis, eines seiner Werke in der KaPost zu veröffentlichen. Später einmal, wenn Nino genügend Material hat, ist auch geplant, diese Werke in einem Buch zu veröffentlichen. Doch davor muss sie erst herausfinden, „ob das überhaupt für die deutschen Leser interessant ist“. Die Kaukasische Post möchte sie dabei unterstützen und druckt hier zwei Beispieltexte ab.

Derzeit ist Nino Lekischwili Doktorandin und Vertragsdozentin an der Ilia-Tschawtschawadse-Uni, sie arbeitet fieberhaft an ihrer Dissertation über die kulturellen Codes der Bankproduktewerbung im Internet, bald wird sie in Deutschland promovieren. Neben der harten Arbeit an der Abschlussarbeit findet sie aber auch noch Zeit, Georgischunterricht für Ausländer zu geben. Mangels guter Lehrbücher hat sie die Lernunterlagen selbst zusammengestellt.

Am Beispiel ihrer Dissertation erklärt Nino Lekischwili noch einen weiteren Punkt kultureller Codes, die sich zwischen Deutschland und Georgien stark unterscheiden können. In Europa wird in der Bankenwerbung gerne das Sparschwein als Metapher verwendet. Das Tier wird angefüttert und wenn es fett ist, wird es geschlachtet und in ein Festessen verwandelt; die Entbehrungen in der Zeit der Sparsamkeit haben sich letztlich gelohnt. Dieses Symbol für Sparen wird von internationalen Bankkonzernen nun auch nach Georgien in die Werbung importiert, doch hier wird das Schwein negativ gesehen; die europäische Metapher funktioniert nicht, kann ihre Botschaft dem Werbeempfänger nicht übermitteln. Die Entlehnung dieses Symboles ist nicht gelungen, sagt Nino, denn durch die Entlehnung hat es seine ursprüngliche Bedeutung verloren.

Doch was wäre denn in Georgien eine passende Metapher fürs Sparen? „Autokennzeichen“, sagt Nino. In der Werbung wird speziell mit Autokennzeichen gespielt“, die richtigen Kombinationen aus drei Buchstaben und drei Ziffern – so sind georgische Autokennzeichen aufgebaut – „haben in Georgien eine große Symbolkraft. Das sind Codes, die in Deutschland wiederum niemand verstehen kann.“