Das erste Beethovenbuch in georgischer Sprache

Private Sponsoren aus Deutschland haben geholfen

Strahlend steht Rusundan Kutateladze, die 70-jährige Musikprofessorin, vor rund hundert Musikbegeisterten im Tifliser Komponistenhaus in der Aghmaschenebelistraße. Nach Jahren intensiver Arbeit präsentiert sie überaus glücklich das erste Buch über Beethoven, das auf Georgisch verfasst ist. Sechs Jahre hat sie dafür recherchiert und daran geschrieben. Ein Jahr lang – wie sie sagte – hat sie vergeblich nach Sponsoren gesucht. Doch dann trifft sie wie durch Zufall einen deutschen Offizier auf offener Straße, der ihr, gemeinsam mit seiner Frau und seinen Freunden aus Bayern, die benötigten 1.000 Euro zur Verfügung stellen kann. Ende Mai wurde das Buch in einer Feierstunde vorgestellt. Ein „kleiner“ Meilenstein in der georgischen Musikgeschichte – zumindest für alle Studentinnen und Studenten der Musikakademie und auch der Universität in Tiflis, die sich nun erstmals mit einem Buch in ihrer Muttersprache mit dem großen deutschen Komponisten beschäftigen können.

Es ist das sechste und wohl auch das letzte Buch von Rusudan Kutateladse. Nachdem sie in den vergangen Jahren Bach, Händel (beide 2002), Mozart (2003), Haydn und Gluck (2004) behandelt hat, vollendet sie ihr Lebenswerk mit einem der beliebtesten Komponisten im Lande. „In Georgien lieben alle Beethoven! Nicht nur Komponisten und Musiker; einfach jeder!“, sagt die selbstbewusste Frau. Das Buch gilt als große Neuigkeit in der georgischen Musikwelt und wurde mit allgemeiner Begeisterung aufgenommen. Ihre Kollegen loben dabei nicht nur ihren schönen Sprachstil, sie betonen auch, dass es vor allem als Buch für Studenten verfasst wurde mit vielen Illustrationen, ungewöhnlich vielen Zitaten, die das Lernen erleichtern. Dazu zahlreiche Erläuterungen, Geschichten und Hintergrundinformationen, die so in anderen Werken vergeblich gesucht werden. Kurzum: Ein praktisches, hoch informatives Lehrbuch über einen der wohl bedeutendsten Komponisten der Welt-Musikgeschichte.

Selbstverständlich wurde der Abend auch musikalisch gestaltet. Eingeleitet durch eine kurze Ansprache der sichtlich gerührten Autorin, in der sie sich herzlich für die finanzielle Unterstützung der niederbayerischen Sponsoren bedankte, gab es Einlagen aus dem Werk Beethovens. Hochbegabte Künstler wie die junge Pianistin Salome Jordania mit Sonate Nr.3, oder Mamuka Sikkarulidze (am Klavier begleitet von Rodan Jandieri) mit Sonate Nr.5 zeigten ihr Können. Des Weiteren wurde mit einer vierhändigen Sonate, einem Quartett und einer Arie, der weltweit bekannten Lia Chivadze aufgewartet. Auf die Frage, ob Frau Kutateladze selbst ein Instrument spiele, gab sie sich bescheiden: „Ich spiele ein bisschen Piano, aber schlecht. Und Geige, aber auch schlecht.“

Oberst Maximilian Eder, in Tiflis NATO-Verbindungsoffizier beim NATO-Verbindungsbüro, verwies in seiner Replik darauf, dass es eine viele Jahrhunderte alte gemeinsame Geschichte zwischen Georgien und Deutschland gibt, doch auch mit wechselhaften Episoden. So hat die Familie Kutateladze nach dem Krieg das wenige Essen, das es gab, mit einigen deutschen Kriegsgefangenen geteilt, wie sie ihm schon bei der ersten Begegnung mitgeteilt hat. Und sie empfindet die Tatsache, jetzt mit deutscher Hilfe ihr Lebenswerk publizieren zu können, als einen Glücksfall und ein Zeichen, dass ihre Familie damit von Deutschland etwas zurück erhält, was so niemals zu erwarten gewesen wäre. Spontan sageten die anwesenden Spender – Roswitha Eder, Artur Grauberger, Günther Bauer, Max Weber und Ulli Reichermeier – nochmals weitere 1.000 Euro zu, damit Rusudan Kutateladse noch ein anderes Projekt finanzieren kann.

                                                                                  Text: Isabelle Eder, Foto: Stefan Conrad