Tarantino dreht Film in Tuschetien?

 

Wie aus Hollywood durchgedrungen ist, plant Quentin Tarantino, seinen nächsten Film in Georgien zu drehen.

Bekannt für seine Anleihen aus zahlreichen Filmgenres wie 1980er-Schund („Pulp Fiction“), Blaxploitation („Jackie Brown“) oder Spaghettiwestern („Django Unchained“), will der Oscar-prämierte Drehbuchschreiber und Regisseur nun einen Film schaffen, der stilistische Anleihen bei den sowjetischen Romantikkomödien der 1960er- und 1970er-Jahre nimmt.

Die Absurdität der Filme wie „Briljantowaja Ruka“ oder auch „Sluschebnij Roman“, die scheinbar unschuldig systemkritische Botschaften in Romantikkomödien verpackt transportierten, reizen ihn besonders, seit er am Film-Festival in Cannes 2008 den Großmeister Eldar Rjasanow kennenlernte, erklärte Tarantino bei der Oscar-Verleihung im Februar. Damals wurde zwischen den beiden Regisseuren auch vage eine Zusammenarbeit bei einem zukünftigen Projekt vereinbart, die nun konkret zu werden scheint. Weitere stilistische Anleihen will er bei georgischen Filmklassikern wie „Scheregilebi“ oder „Mimino“ nehmen. Doch wer Quentin Tarantinos Werke kennt, weiß, dass er sich mit einer seichten Romantikkomödie nicht zufrieden geben wird. „Es wird einige Überraschungen geben“, meint er verschmitzt.

Für eine atemberaubende Hochgebirgsszenerie mit absurdistisch anmutenden Bauwerken wurden bereits Location Scouts beauftragt, mögliche Drehorte in Tuschetien und Oberswanetien zu finden. „Die Wehrtürme und die beinahe unberührte Landschaft haben das gewisse Etwas“, meint Tarantino lächelnd. Doch Probleme sind die Erreichbarkeit und die Infrastruktur am Drehort. Bis zu 200 Leute samt Equipment müssen sicher hin- und wieder zurückgebracht und vor Ort untergebracht und verpflegt werden, von Schauspielern über Komparsen, Kameraleuten und Tontechnikern bis hin zu Kulissen und Gadgets wie Fahrzeugen und Theaterwaffen. „Eine unglaubliche logistische Herausforderung“, nennt es Tarantino. Guram Odischaria, Kulturminister Georgiens, erklärte auf Nachfrage der KaPost: „Bisher wurden wir noch nicht zu diesem Projekt kontaktiert. Doch selbstverständlich würden wir Tarantino umfassend unterstützen und auch sämtliche notwendige Genehmigungen unverzüglich ausstellen. Denn das wäre eine unbezahlbare Tourismuswerbung für unser Land.“

Für die wichtigsten Rollen sind Schauspieler im Gespräch, mit denen Tarantino schon öfter zusammengearbeitet hat. So soll der Österreicher Christoph Waltz ebenso eine Rolle bekommen wie Uma Thurman und Michael Madsen, mit Harvey Keitel steht er noch in Verhandlungen. Auch Samuel L. Jackson könnte einen wichtigen Part übernehmen, „ein Schwarzer im hohen Kaukasus; das ist schon spannend, eine gute Rolle zu schreiben“, meint Tarantino. Doch auch georgische Schauspieler sollen ins Projekt involviert werden; Komparsen sollen in der lokalen Bevölkerung gesucht werden.

Ein Titel für den Film steht noch nicht fest. Derzeit ist das Drehbuch kurz vor der Fertigstellung. Wenn alles gut läuft, soll im kommenden Winter mit den Studioaufnahmen begonnen werden, die Außenaufnahmen in Georgien wären im Frühsommer 2014 geplant. Ende 2014, kurz vor Silvester, soll der Film dann in die Kinos kommen. Dies ist notwendig, damit der Film noch an den Oscarverleihungen 2015 teilnehmen darf, bei denen Tarantino wieder abräumen möchte. Christoph Waltz winkt aber schon ab: „Ich habe zweimal hintereinander für eine Tarantino-Rolle den Oscar (Anm: jeweils bester Nebendarsteller 2010 in „Inglorious Basterds“ und 2013 in „Django Unchained“) gewonnen, ein drittes Mal wird es wohl nicht gehen. Denn dann hätte ich ja mehr Oscars als der große Robert de Niro“, scherzt der Österreicher.