RAINwurf: Mischa und Donald – das Dream-Team mit Zukunft?

Vor etwas mehr als einem Monat noch hatte Mischa per Video-Botschaft seine baldige Rückkehr nach Georgien angekündigt. Dies für den Fall des von ihm ganz sicher vorhergesagten überwältigenden Wahlsieges seiner Partei, der UNM über die Finsternis der Iwanischwili-Herrschaft. Für diesen Wahlsieg hatte er sich als hochrangiger ukrainischer Staatsbeamter immer wieder per Video-Botschaften direkt in seiner ehemaligen Heimat eingemischt, ohne von seinen Vorgesetzten jemals zurückgepfiffen worden zu sein. Für diesen Wahlsieg hatte er eigens seine Frau Sandra, die nach wie vor in Tiflis wohnt und die Stellung in der letzten Immobilie hält, die nicht gepfändet wurde, ins politische Rennen geschickt. Wenige Tage danach, das Wahlergebnis war eher deprimierend, klang es schon ganz anders. Er habe sich keinen Moment vorstellen können, seine Aufgabe in der neuen Heimat aufzugeben. Er wollte nach Tiflis eigentlich nur der Siegesfeier wegen. Und, im Gegensatz zur Mehrheit der UNM-Granden, lies er seine Frau beim zweiten Wahlgang um das Direktmandat in Mingrelien erst gar nicht mehr antreten. Sie musste sogar auf das Parlamentsmandat verzichten, das er ihr mit dem zweiten Platz auf der Parteiliste eigentlich abgesichert hatte. Ob er sie mittlerweile schon für besondere politische Aufgaben in der Ukraine eingeplant hat, sprich für Image-Kampagnen? Denn Image-Kampagnen, das kann Sandra.

Dann aber der Paukenschlag: Mischa tritt von seinem Amt als Gouverneur der ukrainischen Provinz Odessa zurück. Und das mit heftigen Vorwürfen an seinen bisherigen Mentor, Präsident Poroschenko. Und mit der offensichtlichen Ankündigung, bei der Gründung einer neuen Partei in der Ukraine eine wichtige Rolle übernehmen zu wollen. Eine Antwort auf deutliche Bestrebungen seiner georgischen Parteifreunde, ihn endlich als informellen Parteivorsitzenden loswerden zu wollen? Mischa, der charismatische, ohne Partei, über die er seine Visionen öffentlich verbreiten könnte? Mischa, ein Mann ohne Gefolgschaft fürs etwaige politische Geschäft auf der Straße? Unvorstellbar, für Mischa…..

Die KaPost hat – wieder einmal aus streng vertraulichen, aber gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen – einiges an Hintergründen recherchieren können. Demnach ist Mischa mit seinem Rücktritt als Gouverneur von Odessa nur einem bevorstehenden Rausschmiss zuvorgekommen. Der ukrainische Präsident habe nur deshalb nicht in die exterritorialen Wahl-Eskapaden seines Spitzenbeamten eingegriffen, weil er klammheimlich gehofft hatte, so unser Informant, Mischas Partei werde den überwältigenden Wahlsieg in Georgien wirklich einfahren, den Haftbefehl gegen ihn außer Kraft setzen und ihn in Tiflis wieder in Amt und Würden bringen. Das wäre die eleganteste Möglichkeit gewesen, den Mann in Odessa los zu werden, der sich längst als unbelehrbarer Störenfried entpuppt hatte. Hat leider nicht geklappt mit den Wahlen in Georgien.

Deshalb, so die Insider-Berichte, habe Poroschenko keine andere Möglichkeit gehabt, als Mischa vor die Wahl zu stellen, selbst zurück zu treten oder in Kürze gefeuert zu werden. Poroschenko habe ihm diese Chance der Gesichtswahrung beschert, sind die beiden doch seit gemeinsamen Studienzeiten in enger Freundschaft miteinander verbunden. Das heißt jetzt allerdings: Waren in enger Freundschaft verbunden. Denn mit der Freundschaft ist es wohl aus. Und Mischa sieht erneut einer ungewissen Zukunft entgegen. Was, wenn die Hinter- und Nebenmänner des Schokoladen-Königs von Kiew eine Partei-Neugründung mit den ihrem Gewerbe zugänglichen Methoden verhindern? Hat da nicht schon ein ganz Vorwitziger aus Tifliser Regierungskreisen gemunkelt, man müsse jetzt nur abwarten, wann sich der ukrainische Staatsanwalt für Mischa interessiere? Und hat nicht Poroschenko auf Mischas Rücktritts-Drohung vieldeutig geantwortet: Wenn jemand in Georgien eine Wahl verloren habe und dann in die ukrainische Politik einsteige, und zwar in der Opposition, dann werde man darauf schon die richtige Antwort finden. Man sei schließlich eine Demokratie. Was immer man unter diesem Begriff zwischen Krim und Donbass verstehen mag.

Wie schön, dass es in der damit eigentlich vorhersehbaren Ausweglosigkeit doch noch einen Hoffnungsschimmer gibt für Mischa. Donald, sein alter Freund Donald Trump. Richtig. Vorsorglich hat Mischa bereits wenige Minuten, nachdem der Sieg des Milliardärs fest stand, über seine Facebook-Seite gratuliert. Er habe den Sieg dieser starken Persönlichkeit vorausgesehen, triumphierte Mischa. „Ich kenne ihn seit 20 Jahren, wir sind Freunde.“ Und er attestierte Trump, dieser würde für eine „unvorhersehbare Politik“ stehen. Wie er selbst, ist wohl gemeint.

Ob sich da schon ein neues Politik-Tandem abzeichnet? Könnte Trump für seinen Kampf gegen die Washingtoner Korruption nicht einen erfahrenen Korruptionsbekämpfer wie Mischa brauchen? Ein Dream-Team, das Amerika wieder groß und stark machen könnte? Mischa, der Mann für alle Fälle, für alle Länder? Dumm nur, dass sich auch in Moskau einer nur wenige Minuten nach Trumps Triumph zu Wort gemeldet hat und die Chancen auf eine bessere amerikanisch-russische Zusammenarbeit beschwor. Jetzt muss der neue amerikanische Präsident wohl eine erste ganz, ganz wichtige Entscheidung treffen: Hält er seinem alten Freund Mischa aus Batumi, der Perle des Schwarzen Meers, die Stange oder kuschelt er lieber mit dem möglichen neuen Freund im Kreml, der, wie alle wissen, wiederum ein besonderer Spezi von Mischa ist? Wer wollte angesichts solcher Probleme in der Haut Donald Trumps stecken?