Der Hagel in Kachetien und die georgische Parteienfinanzierung
Katalysator dieser überraschenden Entwicklung war das Unwetter, das kürzlich einige Gebiete der Region Kachetien schwer heimgesucht hat. Bei sintflutartigen Regenfällen und Hagel wurden die Dächer von 770 Häusern abgerissen und rund 10.000 Hektar Rebfläche komplett zerstört. Iwanischwili erklärte nun, seine „illegale“ Strafe dem Staatsbudget für die Aufstockung der staatlich zugesagten Hilfen für die Betroffenen zur Verfügung zu stellen. Die Regierung hatte den Betroffenen eine Soforthilfe von 1.500 GEL zugesagt. Viel zu wenig für Iwanischwili, der sich über Nacht in einem neuen Wettbewerb mit der Regierung befand: Wer hilft den Betroffenen wirklich und effektiv? Die Regierung oder der Multimilliardär in der Opposition? Weil eine direkte Spende ihn wieder mit dem Gesetz in Konflikt gebracht hätte, da Politiker keine Geschenke an Bürger verteilen dürfen, sei ihm nur dieser Ausweg geblieben. Gesichtswahrung auf georgisch. Der Treppenwitz dieser Geschichte: Die Regierung ernannte mit Lewan Beschaschwili ausgerechnet den Mann als Koordinator ihrer Kachetienhilfe, der zuvor als Vorsitzender der Kontrollkammer die Millionenstrafe gegen Iwanischwili verhängen musste. Iwanischwili hatte mit seiner Millionenzahlung angekündigt, die Hilfsmassnahmen der Regierung in Kachetien streng zu kontrollieren. Beruschaschwili wird nachgesagt, bei den Parlamentswahlen im Oktober in Kachetien als Direktkandidat für die Regierungspartei antreten zu wollen. Die beiden Herren werden sich also noch öfter begegnen. Unterdessen gehen die finanz-juristischen Geplänkel zwichen Regierung und Oppositionsführer munter weiter. Die Cartu-Bank zeigte den staatlichen Zweiwochen-Zwangsverwalter an, in dieser Zeit das Vermögen der Bank durch unzulässige Geschäfte geplündert zu haben. Und das Vollstreckungsbüro des georgischen Justizministeriums gab am 26. Juli bekannt, dass das Vermögen der zum Iwanischwili-Imperium gehörenden Firma Burji versteigert wird, da diese sich weigerte, eine Strafe von elf Millionen GEL zu zahlen. Der Hintergrund: Erneut ein Verstoß gegen das Parteienfinanzierungsgesetz. Versteigert werden sollten 36.000 Quadratmeter Grundbesitz in Tiflis und Sacchere und 203 Fahrzeuge vom Minibus über LKW`s bis hin zu Bulldozern und Traktoren. Da sich wieder kein Käufer fand, bleibt erneut die staatliche Zwangsverwaltung dieser Firmen oder das Warten auf das nächste Unwetter.
